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Alt 16.06.2006, 00:07
comet comet ist offline
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Beiträge: 19
1200km Fahrt nur für ein altes Flugzeug!!

Am 07.06.06 sollte mein absoluter Traum in Erfüllung gehen: Der Mitflug in einer Lockheed Super Constellation von Basel nach Epinal(Frankreich) und zurück. Die zur Zeit einzige wirklich im regelmäßigen Flugeinsatz stehende Connie ( die australische Connie der HARS soll Gerüchten zufolge nun dauerhaft am Boden bleiben, die amerikanische in den TWA-Farben hat wohl immer noch Motorprobleme und die niederländische Connie des Aviodromes in Leleystad fliegt seit zwei Jahren immer noch nicht wieder) ist die 1955 gebaute C-121C der SFCA (Super Constellations Flyers Association) aus Basel.
So ging es einen Tag vor dem geplanten Flug am 06.06.06 die rund 600km von Duisburg nach Basel per Auto los, denn die Connie sollte sich an dem Tag zum ersten mal nach der Winterpause wieder in die Luft begeben. Es mussten unbedingt an dem Tag noch die jährlichen Checkflüge der Crew stattfinden, um am nächsten Tag die Berechtigung zu haben, Passagiere zu befördern. Der Start verzögerte sich auf den späten Nachmittag um 18:15 Uhr, da noch ein Ersatzteil für die Propellerverstellung eines Motors eingebaut werden musste. Man musste mit den Checkflügen mit Start- und Landetraining in Epinal bis 20.00 Uhr fertig sein, da dann der Airport Epinal schloß.
Bei bestem Abendwetter hob die Connie dann von der Piste 34 ab und zog am super Spotterpoint „Belvedere vorbei:





Nun wechselte ich mit Hilfe des sehr, sehr hilfsbereiten SCFA Mitarbeiters Marcel Bitter schnell in den Anflugbereich der Piste 34. Nach kaum einer Stunde Flugzeit, also 19:15 Uhr setzte die Connie in bester Abendsonne zur Landung an:







Natürlich kam uns der Flug sehr kurz vor, dachten uns aber bei allen vier drehenden Propellern nichts dabei.
Frohen Mutes fuhr ich ins sehr zu empfehlende Captainshotel in Blotzheim mit kostenlosem shuttle nach BSL, da es bereits am nächsten Morgen um 08.00 Uhr losgehen sollte.
Das Essen im Hotel war eigentlich sehr gut, schmeckte aber nach 21.00 Uhr gar nicht mehr, denn Marcel rief an, dass der morgige Flug leider nicht stattfinden könne!!!
Man hatte in Epinal nicht landen können, da beim Ausfahren des Fahrwerks eine Kontrolllampe, welche den Status des Einrastens des Fahrwerks anzeigte, nichts anzeigte. Man musste wieder unverrichteter Dinge ohne durchgeführte Landetrainings nach Basel umkehren und eine Sicherheitslandung mit Feuerwehrbegleitung durchführen. Ich hatte zwar die Feuerwehr gesehen, dachte aber das wäre wegen der alten Maschine immer so.
Fazit: Ohne Landetraining kein bestandener Checkflug und ohne Checkflug kein Passagierflug am nächsten Tag.
So ein Mist! Die Enttäuschung war natürlich riesengroß!
Aber: Es war die einzig richtige mögliche Entscheidung der SCFA, welche natürlich sehr kompromisslos nach dem bekannten „safety first“ –Prinzip handelt.
Am nächsten Morgen war immer noch nicht klar, ob der Flug vielleicht nur um einen Tag verschoben werden könne und ich entschloss mich aber nicht darauf zu spekulieren
Dann machte Marcel mir einen nicht abzulehnenden Vorschlag: Damit ich den weiten Weg nicht gänzlich vergebens gefahren sei, könnte ich mit ihm zur Connie aufs Vorfeld kommen, wo gerade weitere Wartungsarbeiten mit Kompressionscheck an allem Motoren, durchgeführt von amerikanischen Technikern, im Gange sind.
Wer sagt da wohl Nein??
Also Auto auf der französischen Seite von BSL geparkt, durch den Terminal-Grenzübergang in die Schweiz gelaufen und mit Marcel durch die Swiss-Verwaltung und dem Jet-Aviation Hangar (hier stehen Bizzjets in Massen zur Wartung; leider absolutes Fotografierverbot!!) aufs Vorfeld:





Bei der Ankunft erfuhren wir, dass bei zwei Motoren die Kompression nicht stimme und man deshalb auch am nächsten Tag nicht fliegen könne.
Die extra aus den USA angereisten Techniker, unter ihnen der „Kolbenmotorenpapst“ Carlos Gomez, kümmerten sich intensiv um die Motoren.









Und hier der kleine Übeltäter, weshalb die Fahrwerksanzeige dunkel blieb. Der Kippschalter hatte ein simples Kontaktproblem. Der Schalter, befindet sich links neben dem Schlauchbogen



Ein Besuch in der Kabine und im Cockpit rundete den Besuch.



Overhead panel:


Teil des Engineers Panels:


Flight-Crew-restarea hinterm cockpit:




Kabinenbestuhlung:



.. und das recht spartanische, aber immerhin vorhandene Klosett:



Nach rund zwei Stunden Zeit zum gucken und fotografieren trat ich sehr zufrieden die Heimfahrt an. Da man ja in FRA vorbeikommt, es schöne Abendsonne gab, „ruhte“ ich mich noch zwei Stunden an der Startbahn West aus:





Nach recht intensiven Gesprächen mit Marcel von der SCFA habe ich den Eindruck gewonnen, dass bei der SCFA hoch professionell gearbeitet wird. Es sind auschliesslich alles ehrenamtliche Mitarbeiter, welche praktisch ihre gesamte Freizeit opfern, um die Maschine in der Luft zu halten. Man muß eine Unmenge Vorschriften beachten, der Präsident und Pilot der SCFA, Ernst Frei, schrieb jüngst in einem Artikel, dass er 30 Bürostunden im administrativen Bereich braucht , um die Maschine für eine Stunde in die Luft zu bringen.
In der Wartung ist das Verhältnis noch gravierender.
Die Herausforderung für die Zukunft wird sein, zertifiziertes Personal, insbesondere flight engineers und Check-Captains zu finden, da viele von ihnen die 70 Jahre Grenze bereits deutlich überschritten haben.
Ich möchte mich an dieser Stell noch einmal ganz, ganz herzlich für die Betreuung durch Marcel Bitter durch die SCFA bedanken, ohne den dieser Bericht kaum möglich gewesen wäre und der sich viel Mühe gab, dass der Trip doch noch so interessant wurde.


Comet
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