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Vollständige Version anzeigen : air switzerland am Ende?


rebel
30.09.2002, 08:32
Ist die Air Switzerland am Ende, bevor sie erstmals in der Luft war?
Gemäss einer Pressemitteilung, unbekannten Ursprungs, haben alle 61 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hauptsitz Glattbrugg und von Belp (Air Switzerland Europe), letzten Freitag die Kündigung erhalten.
Die Website www.air-switzerland.net (http://www.air-switzerland.net) ist auf 'Unterhalt' geschaltet.
Weder Mario Ritter (CIO) noch Bernhard Ecklin (Pressesprecher) sind erreichbar.
Das BAZL hat jedoch bestätigt, dass sie immer noch auf zusätzliche Dokumente warten und das Gesuch bis heute nicht zurückgezogen ist.
Weiss jemand mehr?

rebel
30.09.2002, 15:42
Nun ists offiziell:

Meldung der SDA:

58 Kündigungen bei Air Switzerland

GLATTBRUGG/BELP - Bei der nicht operativ gewordenen liechtensteinisch-schweizerischen Fluggesellschaft Air Switzerland kracht es gewaltig im Gebälk: 58 Kündigungen wurden ausgesprochen, wovon 47 den Standort Bern-Belp betreffen.

Die übrigen elf Kündigungen betreffen Leute von Verwaltung und Bodenorganisation am Hauptsitz in Glattbrugg, wie aus einer firmeninternen Mitteilung hervorgeht. Das Papier, das von einer "Redimensionierung" spricht, ist von CEO Mario Ritter unterzeichnet, der für eine ergänzende Stellungnahme nicht erreichbar war.

Für die Gesellschaft, die ursprünglich Mitte Juli den Betrieb ab Bern und Zürich hatte aufnehmen wollen, verzögerte sich der Start immer wieder. Laut Bundesamt für Zivilluftfahrt wurden die erforderlichen Dokumente nicht eingereicht, weshalb die Betriebsbewilligung nicht erteilt wurde.

Der Direktor des Flughafens Bern-Belp, Charles Riesen, sagte auf Anfrage, er müsse davon ausgehen, dass die Regionalflugpläne von Air Switzerland ab Bern-Belp gescheitert seien. Die Kündigungen beträfen alle Angestellten von Air Switzerland. Es handle sich praktisch ausnahmslos um frühere Angestellte von Swisswings, die damit zum zweiten Mal in diesem Jahr auf der Strasse stünden.

Deutliche Worte brauchte vor drei Wochen Markus Seiler, Leiter des Regionalflugbereichs Bern-Belp, bei seinem Abgang; er trete mit sofortiger Wirkung zurück, weil es eine Geschäftsleitung, "die diesen Namen verdient", nicht gebe. Er erachte die Kapitalisierung und Finanzierung des Unternehmens als nicht gegeben. (sda)

Marc Seidel
30.09.2002, 16:12
Tja, ich glaube ein weiteres trauriges Kapitel der Schweizer Luftfahrt kann geschlossen werden!

Das ist jetzt fast genau ein Jahr nach dem Swissair-Grounding.
Und in einem Jahr? :confused:
Ich befürchte es geht dann um das Kapitel "swiss"...

Hoffentlich nicht!!! Gell, Herr Dosé, Bouw etc. ...

flyingman
30.09.2002, 16:17
dazu ein Artikel von moneycab:

Artikel Moneycab (http://www.moneycab.com/de/home/business/unternehmen/dienstleistungen0/airswitzerland0.html)

rebel
01.10.2002, 20:39
sda lässt folgende Meldung über Air Switzerland veröffentlichen:

Air Switzerland werde nicht begraben, sagte Unternehmenssprecher Adrian Seemüller am Dienstag auf Anfrage. Man sei nicht am Ende, sondern habe sich neu orientiert. Die ursprünglichen Pläne seien redimensioniert worden. In einem gleichentags publizierten Communiqué ist von einer «angespannten wirtschaftlichen Lage» bei Air Switzerland die Rede. Seemüller begründete den am Montag bekannt gegebenen Rückzug vom Flughafen Bern-Belp, der die Entlassung von 47 Angestellten zur Folge hat, mit wirtschaftlichen Gründen: Man habe neue Berechnungen angestellt und sei zum Schluss gekommen, dass der regionale Linienverkehr von Bern aus nicht rentiere.
Am Hauptsitz in Glattbrugg ZH wurden elf Stellen gestrichen. Damit beschäftigt die Airline noch 159 Personen. Laut Seemüller handelt es sich dabei vorwiegend um Kabinen- und Cockpit-Personal. Die Administration sei verschlankt worden.
Nun will sich die vom Liechtensteiner Mario Ritter gegründete Fluggesellschaft auf den Standort Zürich konzentrieren. Die Airline will laut Seemüller wie geplant mit den drei von der ehemaligen Swisswings übernommenen Dornier-Flugzeugen im regionalen Linienverkehr und mit zwei Airbus-Maschinen im Langstreckenverkehr aktiv werden.
Auf konkrete Termine wollte sich Seemüller nicht festlegen: Noch ist offen, wann dereinst die erste Maschine abheben wird. Ebenso bleibt ungewiss, wann die Betriebsbewilligung des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) vorliegen wird. Seemüller bestätigte, dass dem Bazl noch Unterlagen zugestellt werden müssten, namentlich zur Finanzierung.
Das Bazl glaubt allerdings nicht mehr an das Abheben der Air Switzerland. «Seit dem letzten Koordinationsmeeting im August herrscht von Seiten der Air Switzerland absolute Funkstille», sagte Bazl-Stabschef Hansueli Aebersold auf Anfrage. «Das Projekt scheint eher ein Strohfeuer zu sein».
Um eine Betriebsbewilligung zu erhalten, muss die Gesellschaft nachweisen, dass sie über genügend Mittel für einen Flugbetrieb von mindestens drei Monanten verfügt. Dies ist offenbar noch nicht der Fall. In Bezug auf die Finanzierung seien Gespräche mit Investoren im Gang, sagte Seemüller lediglich. Wer diese Investoren sind und wieviel Geld noch fehlt, war nicht zu erfahren.
Seemüller wies die Kritik des vor drei Wochen zurückgetretenen ehemaligen Swisswings-Chef Markus Seiler zurück, wonach Air Switzerland keine Geschäftsleitung habe, die diesen Namen verdiene. Sämtliche wichtigen Schlüsselfunktionen seien gut besetzt mit Leuten aus der Airline-Branche, sagte Seemüller. Er sehe keinen Anlass zur Beunruhigung. (sda/ap) [16:57]

Anmerkung: Ich würde es ja gerne glauben, aber die e-mails kommen als 'nicht zustellbar' zurück und die von Air Switzerland veröffentlichte 0848er Telefonnummer ist 'momentan nicht in Service'.....
Was soll man davon halten....?

rebel
15.10.2002, 09:52
...und nun folgt die Pressemitteilung, dass AIR SWITZERLAND die Löhne für den Monat September an das verbleibende Personal nicht ausbezahlt hat...

und Mario Ritter, CEO, schweigt immer noch...!

rebel
16.10.2002, 08:14
Folgender Artikel erschein in der BernerZeitung vom 16.10.02:

Herrenlose Flugzeuge in Belp
Air Switzerland hat nicht nur die Septemberlöhne nicht bezahlt, sondern auch Leasinggebühren für die drei Flugzeuge. Die Verträge wurden deshalb aufgelöst. Die Airline steht nun ohne Flugzeuge da.

Der 22-jährige Liechtensteiner Mario Ritter, der selbst ernannte Kenner der Reisebranche und Gründer einer Fluggesellschaft namens Air Switzerland, die bis heute noch nie abgehoben hat, ist einmal mehr ausser Landes. Diesmal weilt er angeblich im Mittleren Osten, um sich dort wegen Überbrückungskrediten mit potenziellen Investoren zu treffen.
Geld hat Air Switzerland auch tatsächlich nötig. Die Septemberlöhne für die rund 220 Angestellten, von denen 47 in Bern und 11 in Zürich Ende September die Kündigung erhalten haben, sind nämlich nicht bezahlt worden (wir berichteten).

Offene Rechnung in Belp
Doch nicht genug damit: Dem Flughafen Bern-Belp schuldet die Airline die Parkgebühren vom Monat September für die zwei Flugzeuge, die dort herumstehen. Die Rechnung für den Monat Oktober hat Flughafendirektor Charles Riesen noch nicht gestellt. Die Gebühr beträgt rund 50 Franken pro Tag und Maschine.

Offene Leasinggebühren
Grösstenteils nicht bezahlt hat Air Switzerland auch die Leasinggebühren für die drei Flugzeuge des Typs Dornier 328. Diese betragen rund 50 000 Franken pro Monat und Maschine.
Air Switzerland hatte die drei Dornier im Sommer von der Pleite gegangenen Berner Regionalfluggesellschaft Swisswings übernommen. Was ist mit den drei Flugzeugen seither geschehen?

Das Schicksal der Dornier
Eine dieser Maschinen gehört der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Deutschland. Von dieser hat Air Switzerland das Flugzeug geleast und anschliessend umgespritzt. Seither steht es auf dem Flughafen Bern-Belp. Weil Air Switzerland jedoch die Leasinggebühr nicht bezahlt hat, hat die Kreditanstalt den Vertrag am 9. September aufgelöst und das Flugzeug zurückgenommen. Mittlerweile konnte sie es weitervermitteln. Diese Dornier dürfte demnächst nach Deutschland überführt werden.
Die anderen beiden Dornier gehören der Swisswings. Sie sind somit Teil des Nachlasses. Im Einverständnis mit Sachwalter Fritz Rothenbühler sind die zwei Maschinen an die Air Switzerland verleast worden.
Das eine dieser zwei Flugzeuge wurde ebenfalls umgespritzt und steht auf dem Flughafen Zürich. Ob Air Switzerland die Parkgebühr bezahlt, gibt die Flughafenbetreiberin Unique nicht bekannt. Das andere Flugzeug wurde nicht umgespritzt und steht in Bern-Belp.
Doch kürzlich hat der Swiss-wings-Verwaltungsrat in Absprache mit dem Sachwalter beschlossen, die beiden Leasingverträge aufzulösen. Dies primär aus zwei Gründen. Erstens: Air Switzerland hat die Leasinggebühren nur zu Beginn bezahlt. Zweitens: Eine Bedingung der Leasingverträge war, dass Ritter die Flugzeuge betreibt. Dies, damit er Einnahmen generieren und die Gebühren bezahlen kann. Weil die Flugzeuge jedoch nach wie vor herumstehen statt -fliegen, begannen der Swiss-wings-Verwaltungsrat und der Sachwalter an der Zahlungsfähigkeit Ritters zu zweifeln.
Da der Swisswings-Sachwalter den Nachlass im Interesse der Gläubiger auf einem möglichst hohen Niveau halten sollte, muss er möglichst viel zu Gunsten des Nachlasses einnehmen. Dies ist mit Air Switzerland nicht mehr möglich. Die Leasingverträge werden deshalb aufgelöst. Die Swisswings-Geschäftsleitung will nun die beiden Dornier in erster Priorität verkaufen. Gelingt dies nicht, sollen sie erneut verleast werden.

Airline ohne Flugzeuge
Die drei Dornier stehen Air Switzerland also nicht mehr zur Verfügung. Somit ist Ritter nun Chef einer Fluggesellschaft ohne Flugzeuge. Denn die beiden Langstreckenflugzeuge vom Typ Airbus A340, von denen Ritter verkündet hat, sie seien bereits in seinem Besitz, gehören ihm gar nicht. Er hat sie nicht geleast, geschweige denn gekauft.
Bei Air Switzerland war gestern niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Auf dem Anrufbeantworter hiess es: «Unsere Büros sind zurzeit nicht besetzt. Wir stehen Ihnen aber gerne wieder zur Verfügung ab Montag, 21. Oktober, 9 Uhr. Bis bald.»

rebel
30.10.2002, 10:58
... und nun wird bekannt, dass AIR SWITZERLAND auch die Oktoberlöhne nicht bezahlen kann (nebst nicht bezahlten Septemberlöhnen, AHV. und Pensionskassenbeiträge)....

Nur als Gerücht ist zu vernehmen, dass AIR SWITZERLAND von diversen Gläubigern (inklusive der AHV) bereits betrieben wird.

Das ist nun wohl das endgültige aus dieses 'MarioRitter-Traumes!

rebel
12.11.2002, 07:52
Gemäss Air Switzerland-Firmensprecher Adrian Seemüller, soll mit grössster Wahrscheinlichkeit am nächsten Montag der Konkurs durch das Betreibungsamt Bülach eröffnet werden.

Das ist nun wohl das endgültige AUS! Die leidtragenden sind wieder einemal die Mitarbeiter, die sich hoffnungsvoll und mit viel Elan in die Arbeit und die Ausbildung gestürzt haben, dafür aber seit dem 1. September keinen Lohn mehr gesehen haben. Ebenso sind die AHV-, IV-,AlV und der Firmenanteil an die Pensionskassenbeiträge seit Mai nicht mehr bezahlt worden. Hier muss schon wieder die öffentliche Hand einspringen! (Swissair im Kleinformat).

rebel
16.11.2002, 21:02
AIR SWITZERLAND wird in die Geschichte eigehen, als Airline die in Konkurs geht, bevor ein einziges Flugzeug in der Luft war.

Konkret, mit ausnahme der letzten beiden verbleibenden 'Geschäftleitungsmitglieder' haben alle Angestellten nun die Kündigung erhalten. Die Konkurseröffnung erfolgt am 18.11.02 bein Konkursamt Bülach.

RJ100
17.11.2002, 17:18
Hallo

Was ist hier eigentlich schief gelaufen?
Ich habe gemeint, dass Air Switzerland das nötige Startkapital zur Verfügung hatte.

RJ100

rebel
18.11.2002, 09:46
Der CEO Mario Ritter hat das immer gesagt, es hat sich aber nun als Wunschtraum herausgestellt. Das BAZL hat immer die notwendigen Unterlagen über die Finanzierung und die Vertragskopien für den 'Unterhalt der Flugzeuge' verlangt, bevor die nötige Betriebsbewilligung erteilt werden könnte.

Nach meinem Wissen, hat Mario Ritter Investoren aus dem arabischen Oelraum kontaktiert, aber ausser einigen Signalen zur eventuellen Beteiligung, keine konkreten Zusagen erhalten. Da nun das Geld nicht zu fliessen beginnt, mussten die Initianten die Konsequenzen ziehen.
PS: Nach Presseberichten aus Lichtenstein, solls um Mario Ritter's Reisebüro und Incomingagentur finanziell auch nicht zum Besten stehen.....dem Reisebüro ist jedenfalls vor einem Monat bereits die IATA-Lizenz entzogen worden...!

rebel
29.11.2002, 08:35
Hier nun die Konkurs-Bestätigung, gemäss Mitteilung der sda:

NIEDERGLATT - Die Air Switzerland bleibt endgültig am Boden: Über die Fluggesellschaft ist der Konkurs eröffnet worden. Damit ist der Traum des 22-jährigen Liechtensteiners Mario Ritter, mit einer eigenen Airline abzuheben, geplatzt.

Die Verfügung sei eingetroffen, sagte der zuständige Notariatsstellvertreter vom Konkursamt Niederglatt ZH, Renato Sauter, gegenüber "Hitradio Z". "Im Moment sind wir dabei die Aktiven zu erheben. Heute sind die Büros versiegelt worden, damit nichts mehr wegkommt."

Als nächstes würden die Organe von Air Switzerland einvernommen, um klarzustellen, wieviele Aktiven und Passiven noch vorhanden seien, sagte Sauter. Von der Fluggesellschaft war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Den Konkurs habe eine Gruppe von Angestellten der Fluggesellschaft eingereicht, sagte Sauter weiter. Die rund 40 Arbeitnehmer hatten in der letzten Woche angekündigt, den Konkurs des Unternehmens auf gerichtlichem Weg per sofort erwirken zu wollen, um der "Hinhaltetaktik der übrig gebliebenen Geschäftsleitung" ein Ende zu setzen.

Nach der Konkurseröffnung kann der Antrag auf Insolvenzentschädigung eingereicht werden. Denn die Fluggesellschaft hat nach der Kündigung der gesamten Belegschaft ihre Verpflichtungen gemäss den Arbeitsverträgen nicht erfüllt, wie der Anwalt der 40 Mitarbeiter, Raphael Mullis, mitteilte.

So seien die Löhne für September und Oktober und die Spesen für die letzten drei Monate nicht bezahlt worden. Zudem habe Air Switzerland zwar die Sozialabzüge von den Gehältern bis und mit August abgezogen, aber nicht an die entsprechenden Kassen überwiesen. Dies könne rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Das Unternehmen hatte vor zwei Wochen den verbleibenden 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gekündigt. Damit haben insgesamt 220 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. (sda)

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Somit kann ein weiteres Kapitel der Schweizer Luftfahrt-Geschichte endgültig geschlossen werden.:(

Marc Seidel
03.07.2003, 12:54
Das Kapitel Air Switzerland wird für Herr Ritter noch ein juristisches Nachspiel haben:

Artikel aus der BaZ-Online (http://www.baz.ch/news/index.cfm?objectID=A3FFF3D8-DCB9-44FF-852ADC7885856839)