Rolf Keller
29.12.2010, 23:16
In Ulyanovsk, wo das Aviostar Flugzeugwerk liegt, startete heute die Tu-204SM (früher als Tu-204-400 bezeichnet) zum erfolgreichen Erstflug. Quelle: flightglobal.com (http://www.flightglobal.com/articles/2010/12/29/351388/picture-tu-204sm-conducts-maiden-flight.html)
Äusserlich unterscheidet sich die Maschine nicht von ihrer wenig erfolgreichen Vorgängerin. Konstruktiv unterscheidet sie sich aber in schätzungsweise 70% der Teile, wobei das Hauptziel war, die Maschine deutlich leichter und wartungsfreundlicher zu machen. Im Wiki sind die Unterschiede so beschrieben:
Die Tu-204SM soll über ein verbessertes digitales Zweimann-Cockpit mit überarbeiteten Aviapribor-Holding Avionik-Systemen verfügen und darüber hinaus ein neues Flugkontrollsystem, eine neue Liebherr-Klimaanlage, verbessertes Flugunterhaltungssystem sowie elektrisch betätigte Klappen erhalten. Als Triebwerke sind Awiadwigatel PS-90A2 vorgesehen, man ist jedoch auch im Gespräch mit CFM International und International Aero Engines über eine mögliche Nutzung von CFM56-5/7 bzw. V2500. Dies sind die Triebwerke, die auch die Konkurrenzmuster von Airbus und Boeing einsetzen.Der Prototyp sollte eigentlich bereits 2009 fliegen - aber Verspätungen haben ja auch andere Flugzeug-Hersteller... Ob sich allerdings Kunden einstellen werden, ist ungewiss, da mittlerweile fast alle Airlines in Russland und den ehemaligen Staaten der Sowjetunion auf westliche Muster umgeflottet haben. Die russischen Muster wären zwar günstiger zu kaufen als vergleichbare westliche, doch haperte es bisher immer wieder bei der Wartungsfreundlichkeit und bei der Ersatzteillogistik, so dass russische Muster viel öfter und auch länger nicht einsatzfähig sind. Um diese Probleme zu lösen, müsste die russische Luftfahrt-Industrie radikal umgestaltet werden. Sukhoi hat dies mit dem SuperJet in Angriff genommen, aber ob die anderen Werke den Anschluss schaffen, ist eher ungewiss. Wie vor fünfzig Jahren werden Flugzeuge als Einzelstücke, in ganz kleinen Serien, in speziell beauftragten Werken weitab von Moskau oder gar in der Ukraine, gefertigt. Grössere Serien oder ein Output wie bei Boeing oder Airbus sind mit diesen Methoden gar nicht möglich, und so ist es auch nicht möglich, dass eine Airline eine grössere Serie von Maschinen innert nützlicher Frist übernehmen kann.
Eines dieser Werke ist eben Aviastar in Ulyanovsk. Die Stadt liegt rund 900 km östlich von Moskau, hat rund 650'000 EinwohnerInnen und ist auch als Geburtsstadt Lenins bekannt. Sie hatte früher touristische Bedeutung, liegt zu beiden Seiten der Wolga mit der auf 400 km einzigen Brücke (5.5 km lang). Ulyanovsk ist aber primär eine Verkehrsdrehscheibe und Industriestadt (Auto- und Flugzeugbau) und hat zwei Flugplätze. Auf dem zentraleren Flugplatz (mit wenig Flugverkehr, meist Yak-40) ist eine grosse Luftfahrtschule mit vielen Maschinen angesiedelt - die meisten jedoch nicht mehr im aktiven Betrieb. Auf der Seite des Terminals liegt ein riesiges Flugzeugmuseum mit extrem interessanten Stücken, allerdings bei meinem Besuch 2007 in einem pitoyablen Zustand, da auch hier das Geld fehlt.
Das Flugzeugwerk von Aviastar liegt rund 28 km östlich der Stadt, am Stadtrand und - besonders speziell - NICHT direkt an einem Flugplatz. Ein breiter Rollweg führt über vielleicht 15 Kilometer vom Werk zum Flughafen, der in Google Earth als "Ulyanovsk-Northeast" bezeichnet ist (Ulyanovsk Vostochny, russisch: Ульяновск Восточный). Dessen Piste gilt als drittlängste in öffentlicher Nutzung, mit einer Länge von rund 5000 Meter und einer Breite von rund 100 Meter. Der Flughafen beherbergt die technische Basis von Volga-Dnepr Airlines und - mit erst vor wenigen Jahren errichteten, moderernen Gebäuden - von Polet Airlines. Beide Airlines sind hier aber nur mit den Frachtern zu sehen, sodass fast immer einige An-124 und Il-76 auf dem Platz sind. Diese werden hier auch gewartet und revidiert. Aviastar verfügt am Platz auch über zwei Hallen, sowie über vier bogenförmig gedeckte, jedoch auf zwei Seiten offene Unterstände, unter die locker je eine Tu-204 oder An-124 passt. Die eigene Airline von Aviastar, die auch am EAP bekannte Aviastar-TU, hat ihre Basis aber nicht hier, sondern in Moskau (Ramenskoye Airfield aka Zhukovsky).
In einem Winter-Bild lässt sich die ganze Anlage in Google Earth betrachten (--> Ulyanovsk Vostochny Airport). Ausgehend vom Flughafen lässt sich auch der Rollweg, entlang des Waldes, bis an den Stadtrand verfolgen. Am anderen Ende liegt das Flugzeugwerk, leider bei Google in einer schlechten Bildauflösung. Der Rollweg wird - wenn grad kein Flugzeug unterwegs ist, also meistens - als ganz gewöhnliche Zufahrtsstrasse zum Flugplatz genutzt...
Äusserlich unterscheidet sich die Maschine nicht von ihrer wenig erfolgreichen Vorgängerin. Konstruktiv unterscheidet sie sich aber in schätzungsweise 70% der Teile, wobei das Hauptziel war, die Maschine deutlich leichter und wartungsfreundlicher zu machen. Im Wiki sind die Unterschiede so beschrieben:
Die Tu-204SM soll über ein verbessertes digitales Zweimann-Cockpit mit überarbeiteten Aviapribor-Holding Avionik-Systemen verfügen und darüber hinaus ein neues Flugkontrollsystem, eine neue Liebherr-Klimaanlage, verbessertes Flugunterhaltungssystem sowie elektrisch betätigte Klappen erhalten. Als Triebwerke sind Awiadwigatel PS-90A2 vorgesehen, man ist jedoch auch im Gespräch mit CFM International und International Aero Engines über eine mögliche Nutzung von CFM56-5/7 bzw. V2500. Dies sind die Triebwerke, die auch die Konkurrenzmuster von Airbus und Boeing einsetzen.Der Prototyp sollte eigentlich bereits 2009 fliegen - aber Verspätungen haben ja auch andere Flugzeug-Hersteller... Ob sich allerdings Kunden einstellen werden, ist ungewiss, da mittlerweile fast alle Airlines in Russland und den ehemaligen Staaten der Sowjetunion auf westliche Muster umgeflottet haben. Die russischen Muster wären zwar günstiger zu kaufen als vergleichbare westliche, doch haperte es bisher immer wieder bei der Wartungsfreundlichkeit und bei der Ersatzteillogistik, so dass russische Muster viel öfter und auch länger nicht einsatzfähig sind. Um diese Probleme zu lösen, müsste die russische Luftfahrt-Industrie radikal umgestaltet werden. Sukhoi hat dies mit dem SuperJet in Angriff genommen, aber ob die anderen Werke den Anschluss schaffen, ist eher ungewiss. Wie vor fünfzig Jahren werden Flugzeuge als Einzelstücke, in ganz kleinen Serien, in speziell beauftragten Werken weitab von Moskau oder gar in der Ukraine, gefertigt. Grössere Serien oder ein Output wie bei Boeing oder Airbus sind mit diesen Methoden gar nicht möglich, und so ist es auch nicht möglich, dass eine Airline eine grössere Serie von Maschinen innert nützlicher Frist übernehmen kann.
Eines dieser Werke ist eben Aviastar in Ulyanovsk. Die Stadt liegt rund 900 km östlich von Moskau, hat rund 650'000 EinwohnerInnen und ist auch als Geburtsstadt Lenins bekannt. Sie hatte früher touristische Bedeutung, liegt zu beiden Seiten der Wolga mit der auf 400 km einzigen Brücke (5.5 km lang). Ulyanovsk ist aber primär eine Verkehrsdrehscheibe und Industriestadt (Auto- und Flugzeugbau) und hat zwei Flugplätze. Auf dem zentraleren Flugplatz (mit wenig Flugverkehr, meist Yak-40) ist eine grosse Luftfahrtschule mit vielen Maschinen angesiedelt - die meisten jedoch nicht mehr im aktiven Betrieb. Auf der Seite des Terminals liegt ein riesiges Flugzeugmuseum mit extrem interessanten Stücken, allerdings bei meinem Besuch 2007 in einem pitoyablen Zustand, da auch hier das Geld fehlt.
Das Flugzeugwerk von Aviastar liegt rund 28 km östlich der Stadt, am Stadtrand und - besonders speziell - NICHT direkt an einem Flugplatz. Ein breiter Rollweg führt über vielleicht 15 Kilometer vom Werk zum Flughafen, der in Google Earth als "Ulyanovsk-Northeast" bezeichnet ist (Ulyanovsk Vostochny, russisch: Ульяновск Восточный). Dessen Piste gilt als drittlängste in öffentlicher Nutzung, mit einer Länge von rund 5000 Meter und einer Breite von rund 100 Meter. Der Flughafen beherbergt die technische Basis von Volga-Dnepr Airlines und - mit erst vor wenigen Jahren errichteten, moderernen Gebäuden - von Polet Airlines. Beide Airlines sind hier aber nur mit den Frachtern zu sehen, sodass fast immer einige An-124 und Il-76 auf dem Platz sind. Diese werden hier auch gewartet und revidiert. Aviastar verfügt am Platz auch über zwei Hallen, sowie über vier bogenförmig gedeckte, jedoch auf zwei Seiten offene Unterstände, unter die locker je eine Tu-204 oder An-124 passt. Die eigene Airline von Aviastar, die auch am EAP bekannte Aviastar-TU, hat ihre Basis aber nicht hier, sondern in Moskau (Ramenskoye Airfield aka Zhukovsky).
In einem Winter-Bild lässt sich die ganze Anlage in Google Earth betrachten (--> Ulyanovsk Vostochny Airport). Ausgehend vom Flughafen lässt sich auch der Rollweg, entlang des Waldes, bis an den Stadtrand verfolgen. Am anderen Ende liegt das Flugzeugwerk, leider bei Google in einer schlechten Bildauflösung. Der Rollweg wird - wenn grad kein Flugzeug unterwegs ist, also meistens - als ganz gewöhnliche Zufahrtsstrasse zum Flugplatz genutzt...